Windpocken
Die Windpocken (=Varizellen =Wasserpocken) sind eine
Infektionskrankheit durch spezielle Viren (sog. Varizella-Zoster-Viren,
kurz VZV). Das Virus wird von Mensch zu Mensch durch virushaltige Sekrete
aus dem Nasen- und Rachenraum oder
durch offene Hautbläschen übertragen (sog. Tröpfcheninfektion).
Die Viren gelangen durch die Schleimhäute im Kopfbereich in das
Blut und nachfolgend in die Haut. Die Dauer (=Inkubationszeit) von
der Ansteckung (=Infektion) bis zum ersten Auftreten
der Krankheitszeichen (=Symptome) dauert etwa 2 Wochen.
Die Patienten, in aller Regel Kinder, beklagen zunächst
leichtes Fieber (zw. 37,5 – 38,5 Grad Celsius), Gliederschmerzen, Übelkeit
oder Kopfschmerzen. Innerhalb eines Tages treten dann die kleinfleckigen,
juckenden und schubweise verlaufenden Hautentzündungen (sog. Hautexanthem)
auf. Sie heilen über
eine Bläschen- und nachfolgende Krustenbildung ohne Narben ab.
Die hochentzündlichen Hautveränderungen dauern 4 bis 7 Tage.
Die meisten Krusten verschwinden innerhalb von 3 Wochen.
Die Windpocken befallen Mund, Körperstamm, Kopf und Gliedmaßen
(=Extremitäten). Handinnenflächen und Fußsohlen bleiben frei.
In seltenen Fällen kommt es zur Infektion der Lungen
(=Lungenentzündung =Pneumonie), des Gehirns
(=Gehirnentzündung =Enzephalitis) oder der Gehirnhaut
(=Gehirnhautentzündung =Meningitis).
Der behandelnde Arzt wird die Krankheit meist durch Ansehen
(=Inspizieren) feststellen (=diagnostizieren). In unklaren Fällen
erfolgen ein oder zwei Blutabnahmen zur Untersuchung auf Antikörper
gegen das Windpockenvirus.
Die Behandlung (=Therapie) zielt auf eine Beschwerdelinderung
(sog. symptomatische Therapie). Fiebersenkende Medikamente
(=Antipyretika, z.B. Paracetamol) können mit juckreizlinderndem
Puder oder Salben kombiniert werden. Eine gezielte Behandlung
(=kausale Therapie) des Virus (z.B. durch Aciclovir) ist nur in Ausnahmefällen
erforderlich, da die Windpockenerkrankung im allgemeinen harmlos verläuft
und ohne Folgen ausheilt. Vorsicht ist allerdings bei Infektionen in
der Frühphase einer Schwangerschaft, zum Zeitpunkt der Geburt und
bei immungeschwächten
(=immunsupprimierten) Patienten geboten. In diesen Fällen
kann eine passive Immunisierung durch die Gabe von Blutserum
mit schützenden Antikörpern sinnvoll sein. Nach einer kindlichen
Windpockeninfektion können Viren in Nervenzellen überleben
und viele Jahre später eine Gürtelrose (=Herpes zoster) auslösen.
Nach einer Windpockenerkrankung ist der Patient lebenslang
vor einer weiteren Ansteckung geschützt. Falls sich Kinder nicht
auf natürliche Weise anstecken, kann eine aktive Schutzimpfung
(=aktive Immunisierung) sinnvoll sein. Erkrankte Menschen sind ab 2
Tage vor dem Krankheitsausbruch bis zur Verkrustung der Bläschen
infektiös und sollten in dieser Zeit Kindergärten und Schulen
meiden.
Dr. Dr. med. Th. Hürter, Geilenkirchen |